Oder warum eine Handsemmel mit Schinken vom Anker den „Roten Hund“ entdecken ließ.
Vor unserer Abreise hatten ich noch einen Kontrolltermin beim Urologen in der Gesunheitskasse in Floridsdorf (alles okay). Da ich wegen dem frühen Termin zu keinem Frühstück kam, genehmigte ich mir beim Anker eine Handsemmel mit Schinken. In Pandemiezeiten suchte ich mir ein gemütliches Plätzchen am Bahnhofsvorplatz zum Verzehr derselben. Dabei hatte ich Gelegenheit die Szenerie um mich genauer zu beobachten.
Weit rechts drüben alles wohlgeordnet im Cafe Jonas. Direkt auf mich zu die herausströmenden Menschen aus dem Bahnhof, hektisch mit schnellem Schritt, die meisten gerade die Maske entfernend. Die dadurch sichtbaren Gesichter geben den Menschen ein kompletteres Bild. Ich entwickle zu der Person eine Phantasie wohl wissend, dass dies meistens nicht stimmt, weil es sich um einen Momenteindruck handelt. Andere schlenderten ganz gemütlich aus der Halle, um sich am Franz-Jonas-Platz (bedeutender Floridsdorfer, der aus einer tschechischen Einwandererfamilie stammte und Wiener Bürgermeister und später Bundespräsident war) neu zu orientieren oder um die Haltestellen zur Weiterfahrt zu finden.
Mittlerweile hatte ich die Hälfte der Semmel gegessen und leichte, wohltuende Sättigung stellte sich ein. Links von mir Menschen für die dieser Ort wegen ihrer Lebenssituation ein Ersatz für das Wohnzimmer ist. Die Gegensätze zwischen Arm und und Reich in unserer Gesellschaft verschärfen sich immer mehr und werden auch immer sichtbarer. Von der Politik des Verdrängens dieser Menschen halte ich nichts, viel besser zur Vermeidung dieser Tristesse wäre es den Reichen einfach mit Steuern das Geld abzuknüpfen.
Aber nun zur Auflösung über den „Roten Hund“. Semmerl mittlerweile verzwickt. Ich entdecke einen Bücherflohmarkt. Diese alten Bücher meist in Boxen gesammelt auf alten Tapeziertischen den Kund*innen drapiert, wirken wie Magnete auf mich. Wie ein Dedektiv ich hätte fast schnüffelnd geschrieben, machte ich mich auf die Suche nach Literatur über Geschichten aus der Arbeitswelt und Arbeier*innengeschichte. Da sehe ich eine Biographie von Kurt Mark mit dem Titel „Roter Hund“. Um drei Euro erwerbe ich das Buch als Reiselektüre bei unserer nächsten Campingtour und ziehe zufrieden und vorerst gesättigt im doppelten Sinne von dannen zur Rückfahrt nach Kaiserebersdorf.
Nach dem Einpacken fahren wir nach Alland wechseln das Fahrzeug und bei einem Kilometerstand von 3000 geht es ab in das Waldviertel. Allerdings in Kirchstetten machen wir bald eine Pause. Durch das spärliche Frühstück und Vormittagsessen brauchen unsere „Pensionistenmotoren“ Kraftstoff, den wir vorher bei OMV-Tankstelle gebunkert haben. Hier in Kirchstetten-Nord gibt es zusätzlich einen Geocache von konikSANDY – GC86R3B, denn wir heben.

Das mit dem Roten Hund ist ja ziemlich doppeldeutig. Am nächsten Tag machen sich die zwei „Roten“ auf den Weg die 34 Geocaches des Kneipp-Wanderweg zu finden. Die Tour liegt im Gemeindegebiet von Waldenstein. Auf einer Strecke von rund 17 km kommen wir mit unseren Fahrrädern durch die Ortschaften Waldenstein, Groß-Neusiedl, Zehethöf, Grünbach, Klein-Ruprechts, Groß-Höbarten und Albrechts.
In Grünbach dachten wir schon an eine Erlösung. Endlich eine kleine Schenke für Radfahrer*innen. Vom Griller duftete es zu uns herüber und Getränke standen auch auf Tischen beteit. Es war eine private Feier – sie sagten: „Die Übriggebliebenen vom Vortag“. Dafür machten sie eigentlich einen gute Figur und wirkten ziemlich fit. Hier fanden wir die einzige Dose der Runde nicht. Die kids wussten auch Bescheid, dass sie nicht mehr vorhanden war. Wir wurden von den Übriggebliebenen mit zwei Schaumrollen getröstet.

Natürlich suchen wir an der höchsten Erhebung von Waldenstein, den 613 m hohen Eisenberg, den Cache GC5ZPDT von fs2000.
Bei den Dehnungsübungen hat der Vorlogger uns eine leichte Aufgabe hinterlassen. Wir haben uns die Zeit genommen, die Dose wieder in die ursprüngliche Verpackung einzubauen. Herzlichen Dank an Benjamin2806 für GC7MY4F und die dazugehörige Idee.

Ach ja – eine neue Waldviertler Spezialität oder eher Kuriosität haben wir entdeckt. Eine von uns sogenannte Kaminwächterkatze. Vielleicht ist in sie eine Webcam eingebaut und der ortsansässige Rauchfangkeher hat hier ein spezielles Projekt laufen.

Oh wunderbares Waldviertel – wo die Wälder durchbrochen sind von langen Feldern, auf denen jetzt im Frühsommer die Ähren reifen. Geziert von Mohn- und Kornblumen und einer lieblichen Hecke im zarten Rosa der Buschwindröschen. Der Hollunder zeigt seine prächtigen weißen Dolden in wunderbarem Duft und an einem Marterl steht eine Bank und lädt ein, das Wunder der Natur zu genießen. (Aus dem Listing zum Cache GC89Q3K von KaFau.

Nach ca. 20 km radeln wir vor beim Womo in Waldenstein.