Je weiter wir in den Norden kommen, um so ruhiger wird die See. Während der Nachtstunden hat es wieder kräftig geschneit. Wir nähern uns Niflheimr, der dunklen Welt, die von Reif- und Frostriesen bewohnt wird. In der nordischen Mythologie wird beschrieben, dass die Götter Odin, Vili und Ve aus dem Körper von Ymir die Welt geformt haben. Aus dem Blut wurden die Ozeane, aus der Haut und den Muskeln die Erde und aus den Harren die Vegetation.

Am Weg nach Honningsvåg fahren wir entlang von Reif- und Frostriesen in Weiß eingekleidet. Einerseits liegen sie fast sanftmutig in der rauhen See, andererseits trotzen sie wie ein Bollwerk den wütenden Winden, die Regen und Schnee über sie ergießen.
Es reißt die schwersten Mauern ein, und sind wir schwach und sind wir klein, wir wollen wie das Wasser sein, das weiche Wasser bricht den Stein
Die Bots in ihrem bekannten Antikriegslied
Honningsvåg

Die Hauptattraktion der Insel – das Nordcap – haben wir erstmals im Sommer 1988 bei toller Mitternachtssonne besucht. Diese Eindrücke sind durch nichts zu topen. 1993 im Sommer und bei unserer ersten Wintertour mit der Polarlys folgten zwei weitete Besuche. Heute befindet sich eine große Station für ToristInnen mit einem tollen und teuren Angebot auf diesem Felsen. Haupteinnahmequelle für die Insel ist neben dem Tourismus der Fischfang. Das 1998 verliehene Stadtrecht führt manchmal zur fälschlichen Behauptung als nördlichste Stadt der Welt. Barrow in Alaska liegt wesentlich nördlicher.

Wir entscheiden uns für einen Ausflug in die Fischerdörfer der Insel. Ein Guide aus der Schweiz ist für diese Tour unser Reiseleiter. Wir fahren auf der Insel Magerøya im Konvoi, der im Winter vorgeschrieben ist und von einem Schneepflug angeführt wird. Vor den Bussen und PKWs fährt ein gelb blinkendes Ungeheuer dessen Blinklichter nur manchmal schemenhaft in der weißen Wand aus Schnee, die durch den Wind heftig aufgewirbelt, zu sehen sind. In der Zwischenzeit hören wir, dass es hier das schnellste Internet Norwegens gibt und der Strom vom Festland via Seekabel kommt.
Skarsvåg

Bald verlassen wir den Konvoi und fahren nach Skarsvåg. Im Fischerdorf besuchen wir das „Weihnachts- und Winterhaus“, in dem das ganze Jahr über eine heimelige Weihnachtsatmosphäre herrscht und ganzjährig Weihnachtsdekoration angeboten wird. Von der Gastgeberin, die uns Kekse und traditionelle Waffel mit Erdbeermarmelade und Sahne anbietet erfahren wir, dass während der Winterzeit hauptsächlich 40 „ältere“ Personen hier leben.können Sie zeigt uns auch einen Film über das Leben einer Fischerfamilie im weltweit nördlichsten Fischerdorf erfahren.

Kamøyvær
In Kamøyvær sehen wir die kleine Fischereiflotte dort an, im malerischen Hafen und die Fischverarbeitungsanlagen. Während ich auf Fototour gehe besucht die Reisegruppe die Künstlerin Eva Schmutterer in ihrer gemütlichen kleinen Galerie „East of the Sun“. Zu den Ausstellungsstücken gehören Gemälde und Kunsthandwerk, bei denen die Künstlerin von der Insel Magerøya und den sich wandelnden Jahreszeiten inspiriert wurde.
Nachmittags bei Dunkelheit geht unsere Reise weiter Richtung Osten, Kirkenes entgegen an der Russischen Grenze.
Kjøllefjord – Gilivuotna (samische Bezeichnung)
Schon vor dem 16. Jahrhundert wurde hier Handel getrieben. Um 1750 diente der Ort als Lagerplatz für die Produkte der Samen und als Tauschplatz der russischen Händler. Die Handelsleute aus Bergenholten die Waren ab.
Finnkirka
Finnkirka bietet einen ergreifenden Anblick. Der Fels wurde über Millionen von Jahren von der rauen See geformt. Diese ungewöhnliche Kreation der Natur ist eine alte Opferstätte der Samen. Nach den stürmischen Nächten endlich eine Tour, wo man Zeit und Gelegenheit hatte auf die wilden und bizarren Schönheiten der Natur hinzuweisen.