Die Anreise durch Deutschland in den Norden erlebe ich immer etwas hektisch. Der intensive Verkehr rund um die Ballungszentren wie Hamburg, die permanenten Baustellen und die hohe Geschwindigkeit auf den Autobahnen. Dabei fällt mir das absurde 140 km/h Vorhaben des FPÖ-Hofer in Österreich ein. Vielleicht sollten wir doch den Versuch wagen, abseits der Hauptverkehrsrouten unsere Anreise zu planen oder über Tschechien und Polen anzureisen. Diese Hektik wirkt ja auch auf uns und man muss höllisch aufpassen, nicht in diese „Logik“ zu verfallen. Ich merke trotz gegenteiligem Vorhaben, wie leicht man in diese trottelige Geschwindigkeit abgleitet. ist diese Lebensgeschwindigkeit der Preis eines überbordenden Kapitalismus?
Dann kommen wir hier, südlich von Puttgarden, bei unserem ehemaligen Stützpunktcampingplatz „Waldesruh“ an. Name weg – Idylle weg. Etwas übertrieben – es war vorher schon in unseren Augen ein größerer CP, aber etwas abseits der größeren Küsten-CPs, ein Ort mit eigenem Charme und Gästen, die nicht so total auf den Küstentrubel standen.
Jetzt heisst es hier Ostseecamping. Im Sinne von Gewinnmaximierung heisst das erweitern und zusätzlich Fläche schaffen. Die Organisation und Betreuung der Gäste wird dem untergeordnet. Bei der Anmeldung sind wir froh, dass wir einen Platz für eine Nacht bekommen. Sie sagt Platz 65 wäre frei, sie kann uns keine Kopie des Plans mitgeben und die Plätze seien leider nicht nummeriert. Wir sollten uns den Plan einprägen, dann würden wir schon hinfinden. Also kurven wir mit dem Womo durch die engen Zufahrtswege. Weit und breit kein leeres Plätzchen zu finden. Also zurück zum Ausgangspunkt. Brigitte startet als Erkundundungskurierin, um den freien Platz zu finden. Ich stehe mit dem Womo abseits des Weges. Da klopft es am Seitenfenster. Eine junge Frau mit Hund steht vor mir und fragt ob sie mir helfen könnte. Im Laufe des Gesprächs stellt sich heraus, dass sie eine Mitarbeiterin hier am CP ist. Conclusio: am zugewiesenen Platz sei nichts frei, wir sollen ihr mit dem Womo folgen. Uns folgt ebenfalls eine Familie mit Wohnwagengespann. Ich helfe dem Herrn beim Zurechtschieben des Wohnwagens und wir sind uns einig – für eine Nacht – gehts.
Ach, noch eine Anmerkung zum Abscluss. In Ettersberg, am CP vorher, hatte ich eine Diskussion mit einem Nachbarn über die fehlende Qualität und Service und Standards im Sanitärbereich. Hier ist zwar allles moderner, aber sauberer ist es hier sicher nicht und gemütlicher war es in Ettersberg.