Eine nachdenkliche Geocachingrunde in Magdeburg

Wir wählten Magdeburg als nächste Zwischenstation in unserer Anreise in den Norden aus. Der Stellplatz am Winterhafen war bereits um 15:00 Uhr völlig ausgebucht. Auf abenteuerlichen Wegen suchten wir die Alternative am Elbufer, die allerdings weniger Infrastruktur für Camper:innen zu bieten hatte.
Nach unserer Ankunft erinnerte ich mich an eine Ausstellung zur Kriegsgeschichte, wo die Gräueltaten der Habsburger im 30-jährigen-Krieg in Magdeburg beschrieben wurden. Irgentwie sollte uns das Thema „Krieg“ am Rundgang nicht mehr loslassen. Dazu aber später.

Durch die Kriegshandlungen vom 20. Mai 1631 starben rund 20.000 Magdeburger Bürger. Die „Magdeburger Hochzeit“ gilt als das größte und schlimmste Massaker während des Dreißigjährigen Krieges, das in ganz Europa Entsetzen hervorrief. Es hieß, die Taten und der Schrecken seien in ihrer Entsetzlichkeit „nicht in Worte zu fassen und nicht mit Tränen zu beweinen“. Die meisten der Überlebenden mussten die Stadt verlassen, da ihnen auf Grund der Zerstörungen die Lebensgrundlage genommen war. Seuchen, die in der Folge auftraten, forderten weitere Todesopfer. Am 9. Mai 1631 hatte Magdeburg noch rund 35.000 Einwohner, 1639 waren es nur noch 450. Die Stadt, vor dem Krieg eine der bedeutendsten in Deutschland, verlor schlagartig ihren Einfluss und wurde in ihrer Entwicklung um mehrere Jahrhunderte zurückgeworfen. Erst im 19. Jahrhundert erreichte und überschritt Magdeburg wieder die alte Einwohnerzahl.

Susblick von unserem Standplatz am Abend auf das andere Elbufer
Unsere erster Weg führte uns in den „Wissenschaftshafen“ am Sarajewo-Ufer.

Zwischen 1933 und 1945 wurde Deutschland von der nationalsozialistischen Diktatur beherrscht. Menschen, die sich in ihrer Herkunft, ihrem Glauben oder ihren Überzeugungen unterschieden, wurden verfolgt, deportiert und ermordet. Der Kölner Künstler Gunter Demnig erinnert mit seinem Projekt der „Stolpersteine“ an diese Opfer.

Dabei handelt es sich um zehn mal zehn Zentimeter große Betonwürfel, in die eine Messingplatte eingelassen ist. Diese trägt den Namen und das Schicksal der jeweiligen Person, der der Stein gewidmet ist.
Am 18. März 2007 wurde in Magdeburg der erste Stolperstein verlegt – zum Gedenken an den ehemaligen Bürgermeister Herbert Goldschmidt. Bis September 2017 war die Zahl der Stolpersteine in der Stadt auf 497 gestiegen. Im Jahr 2021 wurde die Marke von 600 verlegten Steinen überschritten. Anfang April 2025 kam schließlich der 800. Stolperstein hinzu, mittlerweile haben wir auch die 800 überschritten.
Allein in der Alten Neustadt liegen davon fast 100 Stolpersteine, davon statten wir nun ein paar von ihnen einen Besuch ab. (Aus der Beschreibung der Ownerin)

Als ein Beispiel der vielen Schicksale, die hinter diesen Stolpersteinen verborgen sind greifen wir einen Auszug aus der Lebensgeschichte von Martin heraus. Martin Schwantes wurde am 20. August 1904 in Drengfurt geboren. Nach unbeschwerten Jahren in Gommern bei Magdeburg, absolvierte er eine Lehrerausbildung, konnte aber zunächst keine Anstellung finden. Er reiste in die USA, arbeitete dort in verschiedenen Berufen und erlebte Armut und Elend, was seine politische Einstellung prägte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er Lehrer in Magdeburg und engagierte sich politisch in der KPD. Mit der Machtergreifung der Nazis 1933 wurde er verhaftet, gefoltert und zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haftzeit war er im Widerstand aktiv, wurde 1944 verhaftet und wie Hermann Danz, Hans Schellheimer und Fritz Rödel zum Tode verurteilt, er wurde 1945 im Zuchthaus Brandenburg-Görden ermordet.
In den Städten Magdeburg, Leipzig, Gommern sowie im Ortsteil Dannigkow bestehen noch heute die zu seinen Ehren benannten Straßen.

Während unseres Spaziergangs entdecken wir noch viele Erinnerungen an die grausigen Ereignisse der NS-Zeit. Das Traurige ist, dass der öffentliche Diskurs wieder diese Grausamkeit der damaligen Zeit annimmt. Manche Petsonen und Parteien hetzen wieder gegen Andersdenkende oder Personen, die ihnen politisch nicht passen oder anderer Hautfarbe sind.

Die Kriegerischen Eteignisse lassen uns auf unserer Wanderung nicht los. Beim Lesen der ORF-Nachrichtenseite oder einer Zeitung merken wie kriegerische Ereignisr und damit Hungersnot, Leid und tote Menschen uns nach wie vor fest im Griff haben. Ich denke wir müssen Friedensbewegungen und Menschen, die auf Dialog und Verständigung setzen fördern und unterstützen. Gleichzeitig bedarf es des Widerstands und der Ablehnung von Aufrüstung, Dikatoren und Hetzern. Keine leichte Aufgabe, aber die einzige Chance, die wir haben.

Die dazugehörige Säule zum Denkmal

Am Weg zur ersten Station des Adventure Lab mit den Stolpersteinen sehen wir den Ehrenfriedhof der Sowjetischen Soldaten – irgentwie passend zum heutigen Tag.

Ermutigend, dass es andere Initiativen gibt, die auf ein MITEINANDER setzen.

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