Am Tag nach der Canyonwanderung war unsere Etappe ein Besuch des Wasserfall-Ensemble am Hraunfossar. Hier erblicken wir das Zusammenwirken hunderter Wasserfälle zu einem Naturschauspiel. Wie eine Künstler:innengruppe fallen sie wie Adern des Lebens aus jahrhundertealten Gestein eines Vulkans. Ehemals rot glühende Magma gibt heute virtuos das Flusswasser, bei einer immerwährenden Vorstellung in einer grandiosen Inszenierung, frei.

Trotz bewölktem Himmel sprudeln stärkere und kleinere Wasseradern aus dem Boden des Lavagesteins. Auf einer Strecke von 700 Metern fliesst klares, türkisblaues durch das Lavagestein gefiltertes Wasser in den Fluss Hvitá.

Die Informationstafel am Wasserfall versorgt uns mit Daten zum Hraunfossar

Hraunfossar ist der gemeinsame Name unzähliger klarer und sprudelnder Quellen, die unter dem Lavastrom Hallmundarhraun hervortreten und unbeeinflusst von der Bodentemperatur zwischen Gebüsch und Felsen in den Fluss Hvítá fallen. Hallmundarhraun entstand vermutlich um 800 Chr. kurz vor der Landnahme aus dünnflüssiger Lava (Pahoehoe). Die Saga von Grettir dem Starken berichtet von Hallmundur, der dort hauste, woher das Feld seinen Namen bezieht. Niederschlag sowie Schmelzwasser der Gletscher fliessen zwischen harten Lavaschichten ab, treten als Grundwasser aus und bilden die Wasserfälle Hraunfossar auf einer Breite von ca. 1 km.


Die „verschwundenen Kinder“ am Barnafoss
Der oberhalb tosende Wasserfall Barnafoss zwängt sich durch eine enge Felsspalte mit Bögen und Rundungen, die das Wasser ausschürfte. Die durchschnittliche Wassermenge beträgt 80 m³/sek., während bei Fluten und zu Schmelzperioden bis zu 500 m³/sek. gemessen wurden.

Eine Geschichte erklärt den Namen Barnafoss (Wasserfall der Kinder) und das Schicksal des Steinbogens, der früher über den Fluß lag. Die Leute vom Hof Hraunsás fuhren einmal zur Weihnactsmesse, ließen aber zwei Kinder zu Hause. Als sie zurückkehrten, waren die Kinder verschwunden aber ihre Spur führte zu dem Steinbogen am Fluß; sie waren hineingefallen und ertrunken. Ihre Mutter ließ dann den Steinbogen zerstören, damit sich solche Tragödien nicht wiederholen können.

Wir hatten Gesellschaft beim Besuch der Wasserfälle

