Die versenkten Götter im Goðafoss

Als wir uns dem Wasserfall über eine Bergkuppe nähern gibt es zwei Auffälligkeiten. Wir sehen einen breiten, mächtigen Wasserfall, dessen aufgeschäumtes Wasser, das hier über die Felsen stürzt, weiß in der Sonne glitzert und die vielen Tourist:innenbusse. Wir erreichen den linken Parkplatz über die für Island typische einspurige Brücke.

Blick von der linken Seite

Der unter Naturschutz gestellte Wasserfall ist ein Tourist:innenmagnet und bei den Aussichtsplateaus herrscht ein Gedränge um Selfies und gute Fotografierpositionen. Natürlich wollen auch wir die Gunst der Stunde nutzen bei Sonnenschein den 158 m breiten Wasserfall aus der Nähe zu sehen. 11 m stürzt hier das Wasser des Skjálfandafljót in die Tiefe.

Blick von der rechten Seite

Der Goðafoss ist das Ergebnis eines großen Vulkanausbruchs.

Von diesem Standort aus kann man aber auch noch mehr entdecken: Die Steilufer des Goðafoss bestehen aus Basalt, denn er liegt am Rand des Lavastromes Frambruni. Vor 8.000 Jahren ergoss sich hier die Lava aus dem Vulkan Trölladyngja und erzeugte einen Lavastrom von 100 Kilometern Länge.

Ein Naturdenkmal für die Götter Islands. Der Sage nach soll der Gode und Gesetzessprecher Þorgeir Ljósvetningagoði Þorkelsson um das Jahr 1000 n. Chr., nach der beschlossenen Übernahme des Christentums als Staatsreligion, die letzten heidnischen Götterbilder in den Goðafoss geworfen haben. Einen besseren Gefallen konnte man den Göttern nicht machen. Heute finden gut gebuchte und besuchte Walfahrten zu ihnen statt.

Ich frage mich – was übt eigentlich die Faszination eines Wasserfalls aus? Ich erlebe dabei wie das weiche Wasser zu einem tosenden, machtvollen Naturschauspiel wird. Mir fällt ein Liedtext von den Bots aus meiner Jugend ein, der aktueller nicht sein könnte

Europa hatte zweimal Krieg
Der dritte wird der letzte sein
Gib bloß nicht auf! gib nicht klein bei!
Das weiche Wasser bricht den Stein

Die Rüstung sitzt am Tisch der Welt
Und Kinder, die vor Hunger schrein
Für Waffen fließt das große Geld
Doch weiches Wasser bricht den Stein

Es reißt die schwersten Mauern ein,
und sind wir schwach und sind wir klein,
wir wollen wie das Wasser sein,
das weiche Wasser bricht den Stein.

Der steinerne und lebendige Wächter des Wasserfalls.

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