Als wir zur Abfahrt unser Wohnmobil erreichten schmolzen gerade die Reste des nächtlichen Schneefalls. Unser erstes Reiseziel haben wir wegen der Wetterverhältnisse und kalten Temperaturen verändert. Wir wollen nicht alpine Gebiete überqueren oder ins nördliche Waldviertel, sondern bleiben vorerst im südlichen Weinviertel bzw. im Umland von Wien. Für die ersten beiden Übernachtungen wählen wir das Donaucamping Klosterneuburg aus, das wir bereits 2022 zum Saisonstart besuchten.
In Klosterneuburg stossen wir bei unseren Rundgängen oft auf Gebäude und Einrichtungen der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau.


Unsere erste Geocachingtour in Klosterneuburg ist ein Adventure Lab von bau-ch und suchen nach einem Gedenkstein bei der ehemaligen Synagoge. Ziemlich lieblos steht Ecke Kierlinger Strasse und Medekstrasse ein einsamer fast zu übersehender Gedenkstein mit einer Platte mit Inschrift, die dringend erneuerungsbedürftig ist. Ich frage mich – ist das eine würdige Erinnerungskultur in der drittgrößten Stadt Niederösterreichs für die verübte Brandlegung, öffentliche Erniedrigung, Deportation und Ermordung an den jüdischen Gemeindebürgern durch die Faschisten und Nationalsozialisten des Ortes?



Bilder der ehemaligen Synagoge. Die beiden ersten vom Brand beim Pogrom im November 1938. Mehr Informationen dazu im Bericht „Zwei „Erinnerungen“ in Klosterneuburg, die nachdenklich machen!“

Hier auf der Tafel zum Historienlehrpfad wird eine Stele, die zu Ehren der Gattin eines faschistischen Führers errichtet wurde, erwähnt. Ja Schuschnigg, Dollfuß, Starhemberg, Fey, u.a. waren faschistische Führer. Manche aus dem konservativen Lagen meinen dann sie hätten ja gegen Nazis gekämpft. Auch Faschiste:innen kämpfen gegeneinander und bleiben trotzdem Mörderregime. Zwei interessante Details noch am Bild. Es wird ihr Adelstitel „Herma von…“ genannt – den führte sie zu Unrecht zu diesem Zeitpunkt und sollte wenn überhaupt auf einer „Historientafel des 21. Jhdt. nichts verloren haben. Und bei der Einweihung ist gut das Zusammenspiel von katholischer Kirche und Austrofaschismus zu sehen.
Am Abend besuchten wir das gemütliche Gasthaus am Campingplatz. Einige deutsche Gäste nutzen den Platz mit seiner idealen öffentlichen Verkehrsanbindung nach Wien. Hauptsächlich deutsche Urlauber:innen essen hier mit uns das Abendessen.

Nach einer kühlen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns trotz Regen auf den Weg den Lab mit seinen 5 Stationen, um die Kulinarik der drittgrößten Stadt Niederösterreichs kennen zu lernen. Bei unserer ersten Station in der „Wüde Goass“ machen wir bei Kaffee und Cremeschnitte auch eine Kostprobe.
Am Weg dort hin machen wir in der Au einen Abstecher zum Tradi von EPunkt „Nemesis“. Der Weg zur Dose heute bei diesem Regenwetter und den tropfenden Bäume hat durchaus etwas mit der Bedeutung in der griechischen Mythologie zu Nemesis, die Göttin des gerechten Zorns, der ausgleichenden Gerechtigkeit, wodurch sie zur Rachegottheit wurde, zu tun. Allerdings blüht hier gerade der Bärlauch und es duftet intensiv nach Knoblauch.


Dieses interessante Verkehrsschild entdeckten wir auch bei unserer Kulinariktour. Wir waren doch einige Stunden unterwegs und langsam regte sich der Hunger in uns.
Nach der Turmöl-Tankstelle in der Kierlinger Strasse war ein Gemüsestand, wo wir uns mit frischem Marchfelderspargel eindeckten. Beim Spar holten wir uns die weiteren Zutaten und dann hatten wir alles für das Menü am Abend: Putenbrust mit weißen Spargel und Kartoffeln und grünen Salat dazu ein Achterl Welschriesling von Toni Peter aus Gams in der Steiermark. Unser „Kiss & Go“ war noch ein Stamperl Marillenbrand von Hans Krenn.
Zum krönenden Abschluss des Abends gab es noch einen blauen Himmel, der stärkere Wind hat ausgeputzt. Brigitte hatte heute das glücklichere Händchen beim Würfeln.